- Datum: 10. Juni 2024
- 21,0 km, 1650m Aufstieg, 550m Abstieg
- Wetter: Bewölkt, oft Regen
Im Sauwetter nach ganz oben
Es stand nun bald der Höhepunkt der ganzen Tour an: Die Überschreitung des Winnebachjochs. Noch am Morgen beim losgehen war ich unentschlossen, ob ich das heute oder morgen angehen wollte. Aber zurück zum Anfang.
Los geht es nach dem Frühstück im Regen hinein in den Ort Längenfeld, den ich durchquere und über steile Treppen den ersten Aufschwung in Richtung Gries überwinde.


Erst hoch an der südlichen Talflanke, dann immer näher am Fischbach geht es das Tal hinauf. Dabei höre ich immer wieder seltsame donnernde Geräusche. Dieses Mal ist es aber kein Gewitter: Es sind gewaltige Felsbrocken, die der reißende Bach talwärts befördert! Wirklich beeindruckend.
Schließlich erreicht ich den Ort Gries (1600 m), wo der Aufstieg zur Winnebachseehütte beginnt. Es regnet inzwischen zwar kaum noch, aber die Wolken hängen dicht im Tal, und die Sicht ist mäßig.

Ich beginne nun recht steil an Höhe zu gewinnen, es geht hinein in den Wald – und in die Wolken. Sicht teilweise gleich Null.

Schließlich verschwinden die Bäume langsam und es wird felsiger.

Wenig später ist die Winnebachseehütte (2363 m) erreicht. Ich betrete hier erst einmal den Winterraum für eine Pause und um mich zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Die Situation stellt sich folgendermaßen dar: Ab der Hütte liegt noch ordentlich Schnee, und bis zum Winnebachjoch sind noch 400 Höhenmeter zu überwinden, gute 1200 hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon hinter mir. Allerdings sah es danach aus, dass über Nacht auch noch Schnee fallen könnte, was den Weiterweg noch schwieriger machen würde.
Ich entschloss mich also, heute den langen Weg zu gehen und brach von der Hütte in das tief verschneite Kar zum Winnebachjoch auf.


Nun begann es Mühsam zu werden. Die Altschneedecke war zwar größtenteils Tragfähig, immer wieder sackte ich aber trotzdem bis über die Knie ein. Die Markierungen waren oft noch unter dem Schnee versteckt, und das GPS wurde nun mein bester Freund.
Die Strecke zum Joch zog sich am Ende noch gewaltig und es war bereits recht spät, als ich das Winnebachjoch (2782 m) erreichte.

Eigentlich hieß es jetzt nur noch bis zum Westfalenhaus absteigen. Doch die ersten Meter aus dem Joch wurden fast zum unüberwindbaren Hindernis: Die waren nämlich Steil, um die 40° laut Karte, und stellenweise hing noch eine ordentliche Wächte auf der windabgewandten Seite. Mit größter Vorsicht machte ich mich also an den Abstieg, an der subjektiv „flachsten“, nicht überwächteten Stelle. Dennoch hätte ein Sturz hier garantiert erst 100 Meter tiefer in den Felsen geendet…
Danach wurde es zum Glück dann deutlich einfacher, es gab zwar nochmal eine Steilstufe, die ließ sich aber problemlos im Schnee umgehen, und der Schnee ließ den Abstieg dann auch schneller gehen.

Irgendwann wurde der Schnee auch weniger und es wurde grüner. Der Nebel zog dafür wieder auf, und ich erblickte das Westfalenhaus (2274 m) erst, als ich kurz davor stand.

Inzwischen war es auch schon Abend und ich quartierte mich im Winterraum ein. Mit einem schönen Feuer im Ofen ließ sich der Abend dann auch gut aushalten, obwohl es draußen immer ungemütlicher wurde.
Ich entschied mich daher, noch einen weiteren Tag hier zu verbringen und erst übermorgen weiter abzusteigen.

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