- Datum: 10.06.2025
- 14,9km, 720m hoch, 1560m runter
- Wetter: Sonnig und heiß
Anspruchsvoller Übergang nach Italien
- Startpunkt: Gschnitzer Tribulaunhütte, 2064m
- Höchster Punkt: Pflerscher Pinggl, 2767m
- Tiefster Punkt: Brücke über den Fernerback bei Innerpflersch-St. Anton, 1230m
- Endpunkt: Hotel Panorama Innerpflersch-St. Anton, 1270m
Die Nacht war deutlich ruhiger als die letzte, nach den Pfingstfeiertagen war es auf der Hütte nochmal recht leer und das Lager teilte ich mir nur mit einem anderen Gast. Da der Weg über einige Schneefelder, die früh am Morgen noch im Schatten liegen führen sollte und nach Aussage der Hüttenwirtin dieses Jahr noch niemand auf dem Weg unterwegs war ließ ich es mit dem Frühstück und dem Aufbruch gemütlich angehen, um dem Schnee Zeit zum aufweichen zu geben. Ich ging daher erst um 9:10 Uhr los.

Von der Hütte geht es in den großen Talkessel nördlich der beiden Tribulaune, dazu erst auf dem Fahrweg etwas bergab bis nach wenigen Minuten links der Steig zum Sandesjoch abzweigt. Über eine kurze, steile Passage wird etwas Höhe gewonnen, bevor es an eine lange, sanft ansteigende Umrundung des Talkessels geht. Schon bald sind auch die ersten Schneefelder zu überqueren, dank der warmen Temperaturen sind aber selbst die im Schatten liegenden Schneefelder schon gut begehbar, und hier am Anfang auch noch nicht wirklich steil. Anschließend geht es unter den Nordwänden von Gschnitzer Tribulaun und Goldkappl vorbei.



Das ändert sich dann bald, mit zunehmender Höhe wird der Hang immer steiler und das Queren der Schneefelder erfordert zunehmend mehr Aufmerksamkeit, ausrutschen wäre zwar vermutlich nicht tödlich, aber dennoch höchst ungesund.

Kurz bevor der Steig Richtung Gargglerin abzweigt wird es kritisch, die letzten Schneefelder, die hier im Weg liegen sind locker 40° steil, ich entschließe mich daher, den Weg nach links zu verlassen und eine der Kehren auf ca. 2400m mit leichter Kletterei in den steilen Schrofen zu umgehen. Auch zwischen ca. 2480m und 2580m halte ich mich eher etwas nördlich des eigentlichen Weges um die steilsten Schneepassagen in Block- und Schrofengelände zu umgehen. Hier oben treffe ich dann auch auf eine Spur, die aus Richtung der Bremer Hütte herauf führt, dieser folge ich auch die letzten Höhenmeter über die hier noch geschlossene Schneedecke bis ins Sandesjoch/Pflerscher Scharte (je nach Karte…) auf 2599m. Die Scharte, und damit die Grenze zu Italien, erreiche ich nach 2:35 Stunden.



Kurz oberhalb der Scharte deponiere ich den Rucksack und mache mich daran, den etwas westlich gelegenen Pflerscher Pinggl zu besteigen. Dorthin geht es zunächst auf deutlichen Wegspuren über einen recht ausgesetzten, aber nicht zu schwierigen Grat. An diesem schließt dann ein breiter, meist wegloser Rücken an, der bis zum flachen Gipfel auf 2767m hinaufführt. Damit wäre dann auch Gipfel Nr. 1 gesammelt. Anschließend geht es auf dem gleichen Weg zurück zur Scharte. Für diesem Umweg benötigte ich ca. 1 Stunde extra.



Der Abstieg aus der Scharte zur Italienischen Tribulaunhütte ist deutlich einfacher, da hier auf der Südseite kein Schnee liegt. Unter den gewaltigen Südwestwänden von Goldkappl und Pflerscher Tribulaun geht es am Sandessee vorbei zur noch geschlossenen Hütte auf 2368m, welche ich nach 4:25 Stunden erreicht habe.





Weiter Talauswärts folgt eine interessante Laune der Natur. Ein gewaltiger, vom Pflerscher Tribulaun herabziehender Schuttkegel versperrt hier den kompletten Talboden, man würde eigentlich annehmen, dass das vom Sandessee abfließende Wasser hier auch einen See bilden würde. Der Talboden ist aber komplett trocken. Das Rätsel, wo das Wasser hin ist wird sich in Kürze lösen.



Auf ca. 2300m teilt sich der Weg, entweder geradeaus weiter auf dem Pflerscher Höhenweg, oder rechts hinab zum Talschluss des Pflerschtals. Ich gehe nach rechts und der lange Abstieg beginnt. Bald entdecke ich einen scheinbar aus dem Nichts kommenden, gewaltigen Wasserfall – das vom Sandessee kommende Wasser hat sich offenbar unterirdisch einen Weg unter dem Geröll hindurch gesucht und kommt hier wieder zum Vorschein.

Weiter unten, auf ca. 1820m stehe ich vor einer interessanten Brückenkonstruktion über einen kleinen Bach. Drei Stahlseile sind hier in einer seltsamen Anordnung über den Graben gespannt, nicht gerade eine klassische Seilbrück, geht aber irgendwie auch.


Nach einem immer noch langen Abstieg erreiche ich den Talboden und überquere den Fernerbach. Kurz nach der Brücke folgt ein Parkplatz und ein schmaler Weg, der laut Karte zum Wasserfall „In der Hölle“ führen soll. In der Realität endet er kurz nach einer einfach so herumhängenden Slackline direkt über dem Wasserfall, an einer Absperrung. Mit wenig Lust wieder zurück zu gehen steige ich über die Absperrung und folge den Wegspuren zu einem verwilderten Aussichtspunkt auf den Wasserfall, von wo ich auf der anderen Seite einer Wiese einen Feldweg sehen kann, der zurück zur Straße führen sollte. Natürlich taucht genau beim überqueren dieser Wiese ein Schäfer auf, der darüber nicht besonders erfreut wirkt. Zum Glück lässt er sich aber durch meine Erklärung, dass ich irgendwo falsch abgebogen wäre und nur zurück zur Straße wollte beruhigen.




Zurück auf der Straße wird erneut der Fernerbach überquert, direkt nach der Brücke zweigt rechts der Wasserfallweg nach St. Anton ab. Über zunehmend flachere Wiesen geht es durch den Talgrund, bis der Weg beim Hotel Feuerstein in einer Baustelle endet.


Nun wieder auf der Straße vorbei am deutlich zu luxuriös wirkenden Hotel und flach die wenigen Meter bis zum Ortsanfang von St. Anton. Im Ort angekommen heißt es dann über einige Kehren vorbei an der Kirch aufsteigen bis zum Hotel Panorama am obersten Ortsrand, auf ca. 1270m. Ankunft nach 7:40 Stunden.

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